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1. April 2011

TV-Tipps: Lolita treibt um 11:14 Uhr auf einer Welle durch das Glück der Anderen



Auch in der nächsten Woche möchte ich euch bei eurer Suche nach guter Fernsehunterhaltung unterstützen. Wie immer gilt: Geheimtipps stelle ich vor, sofern ich sie kenne - Blockbuster sind nur zweite Wahl. Nach wie vor freue ich mich auch über jeden Verbesserungsvorschlag oder einfach nur einen Kommentar zu den gewählten Filmen. Trotz des Starts mit drei Hollywood-Filmen setzen sich überraschenderweise ganze vier deutsche Produktionen an die Spitze - manche aus Mangel an sehenswerter Konkurrenz, andere, weil sie es schlicht verdient haben.

Samstag, 02.04.2011:

BR, 23.40 Uhr: Lolita (mit Jeremy Irons und Melanie Griffith)
Das 1997 entstandene Remake des 36 Jahre älteren, gleichnamigen Dramas von Stanley Kubrick steht dem Original in nichts nach, macht aber auch nichts wirklich besser. Die Geschichte um einen Literaturprofessor, der eine Affäre mit der zwölfjährigen Lolita (Dominique Swain) beginnt, wird recht getragen erzählt, vermag aber dennoch zu fesseln. Allerdings nimmt man der damals siebzehnjährigen Lolita-Darstellerin trotz Zahnspange und Zöpfen ihr Filmalter einfach nicht ab.

Sonntag, 03.04.2011:

PRO 7, 20.15 Uhr: 21 - Der Blackjack-Coup (mit Kevin Spacey)
Es fiel mir schwer, einen Film zu empfehlen, der am Sonntag um 20.15 Uhr auf einem Privatsender läuft. Knapp eine halbe Stunde Werbung und ein wahrscheinlich fehlender Abspann schmälern einfach den Filmgenuss. „21“ ist aber so gelungen, dass er sich den Status als Tagestipp verdient hat. Kevin Spacey instrumentalisiert eine Gruppe Studenten, um mit ihm in diversen Casinos ganz groß abzuräumen. Das ist spannend, kurzweilig und somit absolut sehenswert.

Montag, 04.04.2011:

TELE 5, 02.00 Uhr*: 11:14 (mit Hilary Swank und Rachael Leigh Cook)
Ich mag Episodenfilme. Wenn verschiedene, scheinbar kaum verbundene Erzählstränge nach und nach zu erkennen geben, dass sie eben doch zusammenhängen, ist das immer wieder absoluter Filmgenuss. Um 23:14 Uhr verändern sich die Leben vieler Menschen in einer US-Kleinstadt. „11:14“ punktet mit guten und sehr motivierten Darstellern. Und wenngleich er nicht an Meisterwerke wie „Magnolia“ oder „L.A. Crash“ herankommt, läuft er dank seiner Kürze von nur etwa 80 Minuten nicht Gefahr, langweilig zu werden.

Dienstag, 05.04.2011:

SWR, 22.30 Uhr: Das Leben der Anderen
Ulrich Mühe († 2007) brilliert in einem der besten deutschen Filme als Stasi-Angestellter, der ein Künstlerpaar beschatten soll. Nach und nach keimen in ihm Zweifel, ob die eigentlich verbotenen Aktionen der Untersuchten nicht vielleicht doch schützenswert sein sollten. „Das Leben der Anderen“ ist einer dieser Filme, die allein durch ihre Geschichte völlig neu sind. Die große Anerkennung im Ausland und die Verleihung des Oscars als bester fremdsprachiger Film zeigen deutlich, dass man es hier mit einem Schwergewicht zu tun hat. Nicht nur Geschichtsinteressierte sollten sich dieses Drama keinesfalls entgehen lassen.

Mittwoch, 06.04.2011:

3SAT, 22.25 Uhr: Emmas Glück (mit Jürgen Vogel)
Emmas (Jördis Triebel) einzige Freunde sind die Tiere auf dem Bauernhof ihrer Eltern. Doch ihr Leben dreht sich um 180°, als Max‘ (Jürgen Vogel) Fahrt mit einem gestohlenen Wagen ein unsanftes Ende in ihrem Hof findet. Wer emotionale und gefühlvolle Dramen als Blödsinn abtut, sollte auch eine Bogen um „Emmas Glück“ machen. Alle anderen können durchaus einen Blick auf diese Empfehlung (mangels Konkurrenz) werfen.

Donnerstag, 07.04.2011:

WDR, 23.15 Uhr: Allein in vier Wänden
„Allein in vier Wänden“ ist eine einfühlsame Dokumentation über ein Jugendgefängnis im Ural, welches über einhundert Kinder beherbergt. Diese wurden aus lauter Hoffnungslosigkeit bereits in jungen Jahren zu Verbrechern und tauschen nach und nach ihre Freiheit gerne ein gegen ein beschütztes und reglementiertes Leben, in dem sie das sein dürfen, was ihnen so lange verwehrt blieb: Sie dürfen sich verhalten wie Kinder.

Freitag, 08.04.2011:

ARTE, 20.15 Uhr: Die Welle (mit Jürgen Vogel und Christiane Paul)
Das gab es noch nie und wahrscheinlich wird es sich auch nicht allzu bald wiederholen. Doch „Die Welle“ ist tatsächlich der vierte deutsche Tagestipp in Folge. Nach einer wahren Begebenheit startet ein Lehrer (Jürgen Vogel) ein Experiment mit ungeahnten Folgen. Seine Schüler wollen im Unterricht nichts mehr von den Schrecken des Zweiten Weltkrieges wissen, weil sie nicht glauben, dass sich etwas Ähnliches jemals wiederholen könnte. „Die Welle“ fordert Gehorsam und bedingungslose Treue. Doch bald läuft die vorerst kleine Bewegung völlig aus dem Ruder, weil sich immer mehr Schüler - auch aus anderen Klassen - anschließen und Andersdenkende mit allen Mitteln auf ihre Seite ziehen wollen. Nur wenige können die Gefahren frühzeitig erkennen und steigen aus. Diesen Film sollte man nicht, man muss ihn sogar gesehen haben. Er wurde von Dennis Gansel hervorragend inszeniert und enthält obendrein eine enorm wichtige Botschaft. Mein Highlight der Woche.

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Der Untipp der Woche:

Wo ist Fred?
Ihr werdet es nicht glauben, aber es gibt doch tatsächlich deutsche Filme, die ich nicht empfehlen kann. Am Sonntagnachmittag zeigt SAT.1 diese Komödie um einen Bauarbeiter (Til Schweiger), der sich behindert stellt, um für das nervige Balg seiner Geliebten das Autogramm eines Stars zu ergattern. Bis auf wenige durch Christoph Maria Herbst hervorgerufene Schmunzler ist der Streifen dabei so sehr misslungen, dass es weh tut. Der Ansatz, auch Witze über und mit Behinderten zu machen, ist sicherlich lobenswert, aber die Umsetzung scheitert bereits am Casting der Hauptrolle: Til Schweiger genießt in Deutschland eine Popularität, die ich nicht mal im Ansatz nachvollziehen kann. Er spielt hier wie in allen anderen Filmen mit genau zwei Ausdrucksarten: Entweder wie ein ach so schnuckeliger Schwiegersohn oder wie ein böser, böser… Dackel - denn eigentlich nimmt man ihm das nicht ab. Er kann außerdem nicht richtig sprechen, weil er die Zähne nicht auseinander bekommt… Ich könnte noch eine Weile fortfahren, doch zurück zum Film: Der ist weder einfühlsam noch witzig und damit zu Recht der Untipp der Woche.

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Hinweis zu *: Nachtfilme zählen zu dem Tag, an dem sie beginnen. Der Filmtipp vom Montag läuft also in der Nacht von Sonntag auf Montag.


Top-Sender der Woche: PRO 7 (zwei Empfehlungen)

So, nun sind eure Tipps gefragt. Falls euch das zuviel deutsches Filmgut ist, raus mit der Sprache: Welche Programme würdet ihr den Empfohlenen vorziehen?

7 Kommentare:

  1. Es stimmt schon, dass "Lolita" daran krankt, dass die Darstellerin zu alt für das Filmalter ist. Allerdings kann ich verstehen, dass man kein junges Mädchen dieser Rolle aussetzen möchte.

    "Das Leben der Anderen" ist wirklich ein hervorragender Film, obwohl er eigentlich total unspektakulär ist. Besonders zu Beginn habe ich mich gefragt, ob das wirklich so interessant werden kann. Aber genauso wie die Hauptrolle in den Bann gezogen wird, so geht es auch dem Zuschauer.

    Bzgl. Til Schweiger muss ich sagen, dass er ein Gespür für Filme hat und seine selbst entwickelte Filme halte ich für gelungen, wenn er bloß nicht selbst mitspielen würde. Wahrscheinlich fand ich ihn deshalb bei "Inglourious Basterds" so gut, weil die Rolle nur einen Gesichtsausdruck erforderte (grimmig) und dazu eine stumme Rolle war (bis aufs grimmige Brummen).

    Für Star Wars-Fans gibt es heute bei "Das Vierte" die Parodie "Spaceballs" (20.15 Uhr)

    Wer weder Raab noch Bohlen mag, kann sich morgen gerne "Könige der Wellen" bei SAT.1 anschauen.

    Für heute hätte ich aber einen Antitipp: "Cry_Wolf" (heute 22 Uhr, Pro7).

    Den habe ich damals im Kino gesehen, weil ich ne Eintrittskarte gewonnen hatte. Bin eh kein Horrorfan, aber wenn die Auflösung den ganzen Film rückblickend absurd erscheinen lässt, fühlt man sich als Zuschauer ziemlich verarscht. Einzig die Hauptdarstellerin Lindy Booth ist nett anzuschauen. Ach ja, Jon Bon Jovi sollte nicht schauspielern und dann spielt er hier auch noch einen Lehrer...

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  2. "Allein in vier Wänden" werde ich gucken, genauso wie "Die Welle". Danke, der Erstgenannte wäre an mir vorbei gegangen.

    Welcher Titel wird denn oft gegoogelt?

    Einen Film der kommenden Woche finde ich noch interessant:
    04.04.11 ARD 00:05 Uhr - Leergut.

    Til Schweiger macht aber nicht nur schlechte Filme, auch wenn mir "Fred" ebenfalls gar nicht gefiel. "Manta, Manta" ist Kult, er perfekt besetzt! "Barfuß" finde ich ebenfalls sehr gelungen. Dem Film solltest du eine Chance geben, wenn er mal wieder läuft.

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  3. @Frank:
    "Barfuss" fand ich auch gut. Halt die Filme, an denen er nicht als Darsteller beteiligt ist (Regie od. Produktion od. Drehbuch). Neben "Barfuss" gefiel mir halt auch

    - Knockin' on heaven's door
    - Der Eisbär
    - Keinohrhasen (auch wenn der Hype zu groß war)

    "Manta Manta" ist halt Trash-Kult. Hätte man damals ahnen können, dass aus dem Darsteller des Stiefelpinklers ein genialer Komiker/Schauspieler werden würde?

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  4. Ey, Klausi! - Ja, ne, der hat seinen Weg gemacht. Die Karrieren der anderen Darsteller versandeten meist früher als später.

    Nochmal zum Til:
    Bei den von dir genannten Filmen war er doch meist in mehreren Funktionen, also immer als Hauptdarsteller, teils als Produzent und Regiesseur beteiligt. Oder lese ich deinen Post falsch?

    @Haeck
    Übrigens, Lolita habe ich noch nie gegoogelt. Außer vielleicht mal Lolita Matthäus...

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  5. @Frank:
    Hauptdarsteller war er da ja immer.
    "Keinohrhasen" Drehbuch+Regie+Produktion
    "Der Eisbär" Regie
    "Knockin' on heaven's door" Co-Produzent

    Habe ja gesagt, dass ich diese Filme sehr schätze. Er hat halt ein Gespür für gute Stoffe. Ist er aber nur Darsteller, ist da viel Murks dabei: 1 1/2 Ritter, Driven, Der große Bagarozy, Replacement Killers.

    Okay, habe mich da jetzt sehr bemüht, wollte aber nur noch mal betonen, dass Drehbücher und Regie ihm gut gelingen. Als Schauspieler halte ich ihn aber für entbehrlich. Da fällt mir meine Lieblingsszene aus (T)Raumschiff Surprise ein, als Til in seiner Rolle als Tarnung sagt, dass er "Til Schweiger, der Schauspieler" sei und dann entgegnet wird, dass dieser Mann keinesfalls Schauspieler sein könnte :-D

    "Männerpension" mag ich, aber das ist ja eher ein Buck-Film. Und "Männerherzen" soll gut sein (den habe ich aus der ARAL-Aktion, aber immer noch nicht gesehen).

    ****
    Wer gibt denn bei Google "Lolita" ein? Und schlimmer: Wer sucht da nach der Ex von Matthäus?

    *****

    "Emmas Glück" sollte ich mir wohl mal ansehen. Habe erfahren, dass die Autorin des Romans ursprünglich aus meiner Region kommt (okay, ich noch NRW, sie schon Hessen). Und mal soll ja Leute aus der Region immer unterstützen :-)

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  6. Barfuß mochte ich nicht (allerdings vor langer Zeit zuletzt gesehen), ebensowenig alle anderen Filme von und mit Til Schweiger - und ich kenne die meisten der von euch genannten. Bin eigentlich eh kein Fan deutscher Produktionen, obwohl die aktuellen TV-Tipps etwas anderes vermuten lassen. Bei Manta, Manta könnte das aber auch daran liegen, dass ich damals schlicht zu jung war, um den zu verstehen - und noch heute stehe ich nicht sonderlich auf Autos.

    Ich las mal einen Artikel über Begriffe, die Google nicht in die Toplisten aufnimmt. Dazu gehört "Sex", "nackt", "Lolita" und einige andere. Übrigens habe ich letzteres bereits gegooglet, ich brauchte ja schließlich ein Bild zum Film! :-p

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  7. Bzgl. Til Schweigers schauspielerischen Leistungen: Hat jemand FAR CRY gesehen? Ich sag nur die Szene, als er fast erstickt... GROTTIG!!! (liegt bestimmt aber auch an den Herrn Boll ;) )

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