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4. November 2010

Jim Jarmusch Special: Stranger than Paradise

Genre: Drama / Road Movie Produktion: USA 1984 Regisseur: Jim Jarmusch Darsteller: John Lurie, Eszter Balint, Richard Edson, Cecillia Stark FSK: ab 12 Anbieter (und Copyrightinhaber des eingebetteten Film-Covers): Kinowelt / Arthaus

Der Ungar Bela (John Lurie) lebt seit zehn Jahren in New York, nennt sich nur noch Willie und hat die Verbindungen zu seiner Famile größtenteils gekappt. Doch seine Tante Lotte, die in Cleveland lebt, überredet ihn, die frisch aus Budapest eingetroffene Eva (Eszter Balint) für einige Tage bei sich aufzunehmen, ehe diese nach Cleveland reist. Willies bester Freund Eddie zeigt sich besonders interessiert an der jungen Dame mit dem starken Akzent. Da Willie und Eddie keinen Job haben, sondern ihren Lebensunterhalt beim Falschspielen verdienen und bei Pferdewetten verzocken, beschließen sie nach einem Jahr, Eva und Tante Lotte in Cleveland zu besuchen. Bald schon wird es den Dreien dort aber zu langweilig, sodass sie kurzerhand eine Reise nach Florida unternehmen. Dort angekommen, läuft jedoch alles anders als geplant.
Eddie: “You know, last year before I met your cousin, I never know you were from Hungary or Budapest or any of those places. “
Willie: “So what? “
Eddie: “I thought you were an American.”
Willie: “Hey, I'm as American as you are. “
[Längeres Schweigen. Schließlich auf dem Weg nach Cleveland:]
Eddie: “Does Cleveland look a little like, uh, Budapest? “
Willie: “Eddie, shut up. “
Jim Jarmusch erhielt 1984, in meinem Geburtsjahr, bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes die Goldene Kamera für den besten Debütfilm. „Stranger than Paradise“ räumte auch bei anderen Festivals ab und gilt demnach als einer der besten Filme des Independent-Regisseurs. Selten wurden in solch starren Kamerawinkeln so viel Lebensgefühl und ein solch ungewöhnlicher Humor vermittelt. Genial ist beispielsweise die Szene, als Willie Eva einen Witz erzählen möchte: Er beginnt den Witz immer wieder von neuem, bis er eingestehen muss, ihn vergessen zu haben. Szenen wie diese wirken so echt, als seien John Lurie und Eszter Balint keine Schauspieler, sondern tatsächlich auf der Suche nach sich selbst. Ähnlich wie Allie in „Permanent Vacation“ lassen sie sich von der Musik treiben, ohne je eine wirkliche Perspektive zu haben. Nur, dass der Zuschauer hier stärker involviert ist. Man ist stets gespannt, wie bei diesen Fahrten ins Ungewisse passieren wird. Doch eines muss dabei stets bedacht werden: Jim Jarmusch und ein Happy End sind zwei verschiedene Welten. Wenn der Schluss aber so passend ist wie hier, ist man ihm dafür sogar dankbar.

Wer hingegen nur auf die Technik achtet, sollte die Finger von der DVD lassen. Das Budget war knapp, entsprechend schlecht sind Bild und Ton (nur Englisch Mono) gealtert. Die optionalen deutschen Untertitel sind mitunter schwach übersetzt. Das Bonusmaterial des Silberlings beinhaltet immerhin zwei Texttafel, einige Trailer und das tonlose (!), viertelstündige Feature „January 1984: Stranger Than Paradise in Cleveland“.

Filmwertung: GUT – Note 2,3



Anmerkung: Im „Jim Jarmusch Special“ werde ich alle neun Filme der nach dem eigenwilligen Filmemacher benannten Collection (siehe Bild) nacheinander vorstellen. Demnächst folgt also Jarmuschs drittes Werk, „Down by Law“. Außerdem enthalten sind:

• Permanent Vacation (Zur Kritik)
• Mystery Train
• Night on Earth
• Dead Man
• Year of the Horse

• Ghost Dog - Der Weg des Samurai
• Coffee and Cigarettes

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