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14. Januar 2011

DVD-Kritik: Charlie Bartlett

Genre: Drama-Komödie Produktion: USA 2007 Regisseur: Jon Poll Darsteller: Anton Yelchin, Robert Downey Jr., Hope Davis, Kat Dennings FSK: ab 12 Anbieter (und Copyrightinhaber der eingebetteten Film-Bilder): 20th Century Fox / Central

Ohne große Umschweife komme ich gleich auf die Frage, die sich mir nach dem Sehen des Films aufdrängte: Inwieweit darf ein Film angefangene dramatische Handlungsstränge zu Gunsten einer Feel-Good-Atmosphäre in Wohlwollen auflösen, ohne an Glaubwürdigkeit zu verlieren? Bei „Charlie Bartlett“ ist das so eine Sache: Ich war, nachdem der Abspann lief, schlicht und ergreifend zufrieden. Allerdings weiß ich nicht, ob ich dieses Gefühl nicht auch gehabt hätte, wenn man nicht „auf Nummer Sicher“ gegangen wäre.

Charlie Bartlett (Anton Yelchin) ist ein Experte darin, von hochdekorierten Privatschulen zu fliegen. Seine reiche Mutter (Hope Davis) weiß sich nicht anders zu helfen, als hochbezahlte Seelenklempner auf den Sohnemann zu hetzen: Der erlebt mit dem verschriebenen Ritalin erst selbst wahre - und absolut durchgeknallt präsentierte - Höhenflüge, ehe er die Pillen auf der Toilette seiner Highschool an Mitschüler verkauft; inklusive einer psychologischen Beratung für alle Lebenslagen, versteht sich. So gewinnt der unangepasste Sonderling nach und nach an Sympathiepunkten, ehe sich die Kameraden ganz auf seine Empfehlungen verlassen. Auch die Tochter (hervorragend: Kat Dennings) des Schulleiters (Robert Downey Jr.) hat ein Auge auf Charlie geworfen, was dem Papi aber ebenso wenig gefällt wie dessen gefährdeter Status als Autoritätsperson…


In seinem Langfilmdebüt als Regisseur überzeugt Jon Poll gleich in dreierlei Hinsicht: Erstens mit der Auswahl seines Casts um Robert Downey Jr., Hope Davis, Anton Yelchin und Kat Dennings, die alle absolut glaubwürdig und motiviert agieren. Zweitens durch ein Gespür für die Vermittlung des außergewöhnlichen Humors. Bei manchen Szenen kommt die Pointe so unerwartet, dass es ratsam wäre, Getränke nur behutsam zu sich zu nehmen, wenn man nicht anschließend den Wohnzimmerboden putzen möchte. Etwa, wenn Charlie eine Mär von seinem Vater erzählt, der angeblich von einem Eiswagen überfahren wurde und plötzlich zu singen beginnt (hier könnt ihr den kurzen Ausschnitt sehen). Drittens ist es die Musik, die größtenteils passend ist und durch die verschiedenen Variationen von Cat Stevens legendärem „If you want to sing out“ sogar einen roten Faden beinhaltet. Und daher kann ich die Einstiegsfrage auch guten Gewissens positiv beantworten: „Charlie Bartlett“ ist ein insgesamt so gelungener Feel-Good-Film, dass er es sich erlauben darf, in manchen dramatischen Momenten etwas zu schwächeln. Ansehen!

Bild: gut
Ton: gut
Synchronisation: gut
Musik: gut
Schauspielerische Leistung: sehr gut
Drehbuch/Regie: gut
Kamera: gut
Extras: befriedigend

Filmwertung: GUT – Note 1,8


6 Kommentare:

  1. Allein wg. des T-Shirts wollte ich den Film immer mal sehen. Bislang wusste ich nur etwas über die grobe Handlung, noch nichtmal Robert Downey Jr. als Nebendarsteller war mir bekannt.

    Danke für die ausführliche und hilfreiche Kritik

    Bzgl. Podcast: Nur keine Hetze, wenn er fertig ist, ist er fertig.Das Problem könnten höchstens die Informationen über die Beileger sein, die dann evtl. bereits veraltet sein könnten...

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  2. Das T-Shirt war auch für mich das Kaufargument #1, außerdem stellte das Ganze durch die Aktion bei amazon.de (6 DVDs für 20€) auch kein Risiko mehr dar. Inzwischen würde ich aber auch sieben oder acht Einheiten unserer Währung dafür zahlen, denn Filme dieser Art gibt es einfach nicht oft genug...

    @ Podcast: Ich habe ja einige Veränderungen angekündigt. So viel kann ich verraten: Veraltete Infos wird es nicht geben. Und das Ziel bleibt: Nächste Woche soll er fertig sein! :-)

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  3. Ich hatte gesehen, dass du den Film hier vorstellst und beschloss ihn ebenfalls zu bestellen&zu schauen.


    Achtung: kleinere Spoiler


    Nebensache zuerst: die Extras (zugegeben, ich habe den Audiokommentar nicht angehört) sind äußerst schmal. Der Kurzfilm war mir nach anderthalb von drei Minuten zu langweilig geworden und ausgerechnet ein Musikvideo von der Gruppe, die mEn die schlechteste Musik des Films beisteuerte hat's auf die DVD geschafft. Extras Ende.

    Den Cast fand ich auch vollständig überzeugend, bisher war mir Yelchin nur aus seiner "Deppenrolle" aus Star Trek JJ bekannt.
    Das satirische Element hier ist wohl, dass eine relativ friedvolle Schulgemeinschaft erst dann aggressiv wird, als Maßnahmen eingeführt werden um Gewalt zu präventieren.
    Ansonsten halte ich den Film ebenfalls für recht gefühlvoll, jedoch nicht besonders oft für lustig. Ein kleines Problem hatte ich damit, dass der Aussenseiter seine Popularität mit dem Verkauf von Aufputschmitteln herbeiführt.

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  4. Ich habe den Film jetzt auch gesehen, und bin durchweg begeistert!
    Keine stupide Teenie-Komödie, sondern ein Film, der auf die Probleme der Kids eingeht, bzw. die Probleme/Ängste aufzeigt.
    Ich fand ebenfalls die Musik und den Cast gelungen. Zwar sind einige Charaktere ein wenig untergegangen, aber sonst hätte sich der Film wohl zerlaufen.
    Ich kannte den Yelchin auch nur aus Star Trek und Terminator 4, aber hier spielt er wirklich gut.
    Kat Dennings, die Tochter des Rektors gefiel mir auch sehr gut, denn sie wirkte stark.
    Downey Jr. überzeugte auch in der Rolle.

    Fazit für mich: Starker Film, der wohl eher (leider) ein Geheimtipp ist.

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  5. @ Frank: Stimmt, die Extras geben leider nicht viel her, daher gab es dafür ja auch nur ein (knappes) "befriedigend". Die Popularität durch den Drogen-Verkauf wäre für mich dann ein negatives Element, wenn es sich nur um ein Drama handeln würde. Da hier aber viele satirische lemente verstrickt sind, finde ich das nicht weiter tragisch.

    @ Drizzt: Freut mich, dass du den Film ähnlich gut siehst. Bei den Wertungen der Schauspieler stimme ich natürlich auch zu, wobei ich es besonders beeindruckend finde, dass Robert Downey Jr. nach seinem Tief vor einigen Jahren viel stärker wurde. Er gefällt mir inzwischen in fast jeder Rolle.

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  6. Hab mir schon mal den Trailer dieses Films angeschaut. Da mir der Inhalt desen sehr gefallen hat, dachte ich mir das dies ein sehr guter Film zu sein schiene(sehr komplizierter Satz XD).

    Deine Kritik hat mich nur weiter in dieser Meinung bestätigt :D

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