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21. Juni 2011

Kurz kritisiert: The Tree of Life

Genre: Drama / Fantasy Originaltitel: The Tree of Life Produktion: USA 2010 Regisseur: Terrence Malick Darsteller: Brad Pitt, Sean Penn, Jessica Chastain, Hunter McCracken, Laramie Eppler, Tye Sheridan, Fiona Shaw FSK: ab 12 Anbieter (und Copyrightinhaber des verlinkten Filmplakats und der weiteren Bilder): Concorde

Wie die meisten Filmfreunde fing auch bei mir die Leidenschaft des Filmsammelns mit Hollywood-Blockbustern an. Die sind in der Regel leichte Kost, richten sich an ein breites Publikum, machen es dem zuschauer in der Regel leicht, Sympathien und ähnliche Gefühle zu entwickeln, welche ihm helfen, den Film zu verstehen und zu mögen. Doch irgendwann wendete ich mich immer mehr von dieser ständig gleichen Fließbandproduktion ab, denn bis auf wenige und äußerst seltene Ausnahmen wird schlicht das gezeigt, was die meisten Zuschauer in die Kinos treibt, den Gewinn maximiert. So entdeckte ich Independentfilmgrößen wie Lars von Trier und Jim Jarmush für mich, interessierte mich mehr für schwedische, französische, südamerikanische Streifen. Denn diese boten Innovation, Mut und den Blick auf die Aussage, weniger auf die Befindlichkeiten des durchschnittlichen Filmfreunds. Doch dass ich längst nicht an allem, was neu ist, was als Kunst bezeichnet wird, auch wirklich Gefallen finden kann, wurde am gestrigen Abend beim Kinobesuch von „The Tree of Life“ überdeutlich.

Grundsätzlich geht es im Film um den jungen Jack (Hunter McCracken), der im Amerika der 50er-Jahre zusammen mit seinen beiden Brüdern von seinem strengen, fast schon launischen Vater (Brad Pitt) und der einfühlsamen Mutter (Jessica Chastain) zwei grundverschiedene Beziehungsansätze erlebt, die sich nur in wenigen Punkten überschneiden, etwa in der Ausübung des starken Gottesglaubens. Doch immer wieder sieht man auch den erwachsenen Jack (Sean Penn), der immer scheinbar ruhelos von den Erlebnissen seiner Kindheit durch gläserne Bürokomplexe und über Strände läuft.

So weit, so nachvollziehbar. Doch Regisseur Terrence Malick möchte nicht nur Jacks Kindheit in zahlreichen kurzen Szenen rekapitulieren, sondern gleich die Entstehungsgeschichte der ganzen Erde erzählen, weshalb er nach etwa einer Viertelstunde völlig unerwartet vom Urknall an das aufkeimende Leben zeigt und sogar einige Minuten später mittelprächtig animierte Dinosaurier (!) durch die Wälder hüpfen lässt. Meines Erachtens wird man hier vom Regisseur fälschlicherweise allein gelassen, quält sich fast durch die ellenlangen Szenen, die man weder erwartet noch erhofft hatte. Paradoxerweise zeigt sich der Film jedoch gerade hier von seiner stärksten Seite: Die grandiosen Bilder und vor allem die wunderschöne klassische Musikuntermalung von Alexandre Desplat werden mir noch lange im Gedächtnis bleiben.

„Sag mal, geht das jetzt die ganze Zeit so?“ (Die Frage einer lästigen, weil häufig kommentierenden Zuschauerin an ihren Begleiter, als man nach etwa zwanzig Minuten tatsächlich meinen konnte, die Filmrollen von „The Tree of Life“ und einer BBC-Dokumentation über den Urknall seien vertauscht worden.)

Auch die Schauspieler spielen durchaus gut, allerdings konnte ich nur selten mit ihnen mitfühlen, da es der Film nicht vermochte, mich emotional ins Boot zu holen. Schade. So wirkten die meisten der zahlreichen Off-Kommentare (mal vom Vater, mal von den Eltern) abwechselnd befremdlich oder gar unfreiwillig komisch. À propos Kommentare: Sean Penn, der ja den erwachsenen Jack spielt, hat in Deutschland mit Tobias Meister denselben Synchronsprecher wie Brad Pitt. Da letzterer aber deutlich häufiger zu sehen ist, wird Penn leider von Marcus Off gesprochen, was eine grauenhaft unpassende Wahl war. Glücklicherweise spricht er kaum, sondert schaut meistens nur bedrückt…


Am Ende bleibt ein einhundertachtunddreißigminütiges Intro voller Erinnerungsschnipsel, künstlerisch anspruchsvoller Bilderwelten und einem tollen Soundtrack. Aus meiner Sicht ein klarer Fall von „Style over Substance“ – ich hatte mir aber gerade von der Aussage des Films mehr erhofft als einen Haufen Eindrücke, aus dem der Zuschauer gefälligst selbst etwas herausziehen soll. So stellte sich mir und den meisten der anderen ratlos wirkenden Kinogänger bereits lange vor dem Abspann die Frage: Ist das noch Kunst oder kann das weg?

Filmwertung: AUSREICHEND – Note 3,9



3 Kommentare:

  1. Welcome back! Ich hoffe, alles hat zu Deiner Zufriedenheit geklappt!

    Zum Thema:
    Dann freust Du Dich bestimmt auf die 6-Stunden-Fassung, oder?

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  2. Jop, der Umzug hat ganz gut geklappt. Wir sind nicht mit allem zufrieden, aber die Wohnung an sich ist klasse.

    Ich freue mich tierisch auf den Director's Cut... not! Einerseits könnte es sein, dass sich die ganzen Erinnerungsfetzen dann zu einem sinnvollen Ganzen erweitern, doch andererseits glaube ich nicht, dass der Regisseur das wollen bzw. machen würde. Irgendwann werde ich den Streifen sicherlich nochmal sehen, denn er hat ja wirklich tolle Momente. Aber dass ich dafür nochmal Geld ausgeben geschweige denn mehr als 138 Minuten opfern würde, ist eher unwahrscheinlich...

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  3. selten so eine gequirtle Sch...e gesehen, so langweilig dass man froh sein musste, wenn der Film endlich zu Ende war.

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