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24. Januar 2013

Kurz kritisiert: Django Unchained


Remakes des legendären Spagetti -Westerns „Django“ gibt es wie Sand am Meer, doch wenn sich Quentin Tarantino aufmacht, einen weiteren Film unter diesem Namen beizusteuern, lässt das alle Filmfans aufhorchen. Dafür zeichnet sich natürlich auch die Riege der Schauspieler um Jamie Foxx, Christoph Waltz, Leonardo DiCaprio und Samuel L. Jackson verantwortlich. In der Geschichte begleiten wir den Sklaven Django (Jamie Foxx), der von dem deutschen Kopfgeldjäger Dr. King Schultz (Christoph Waltz) angeheuert wird, um mit ihm die Bande der Brittle-Brothers aufzuspüren. Neben dem Tagesgeschäft geht es Django aber auch um die Rückgewinnung seiner Frau, der deutsch sprechenden Sklavin Broomhilda von Shaft (Kerry Washington). Schultz erinnert der Name an die Brunhilde aus der Nibelungensage und er entschließt sich, die holde Maid gemeinsam mit Django aus den Fängen des gerissenen Calvin Candie (Leonardo DiCaprio) zu befreien …


Irrwitzige Dialoge, übertriebene Brutalität, großartige Schauspieler, Filme in Überlänge – all das sind typische Markenzeichen des Ausnahmeregisseurs Quentin Tarantino. Kaum ein Filmschaffender teilt die Geschmäcker so extrem: Entweder man fiebert jedem neuen Streifen ungeduldig entgegen oder aber man findet kaum Zugang oder verschließt sich schlicht vor der derben Gewalt. Auch „Django Unchained“ wird Fans nicht verstimmen und Kritiker nicht besänftigen. Der Blaxploitation-Southern (die Handlung spielt in den Südstaaten, nicht im wilden Westen) ist wahrlich Tarantino in Reinkultur! Dabei ist es auch zu verschmerzen, dass Jamie Foxx – nach langer B-Movie-Abwesenheit mal wieder in einer großen Produktion zu sehen – im Vergleich zum restlichen Cast ein wenig abfällt. Denn die Leistungen von Leonardo DiCaprio und Samuel L. Jackson sind spitze, die des Österreichers Christoph Waltz sogar so herausragend, dass es schwer fällt, dagegen anzukommen. Und wo ich gerade beim Schwärmen bin: Christoph Waltz zeigt erneut, dass er ein idealer Darsteller für die Filme Tarantinos ist, verbindet doch kaum ein Zweiter die Genialität und den Wahnsinns der Dialoge so gekonnt wie jener zurecht mit dem Golden Globe ausgezeichnete Mime, der nach seiner Rolle als Judenjäger Hans Landa in „Inglourious Basterds“ nun zum zweiten Mal als wichtigster Nebendarsteller auftritt und die wichtige Rolle des Sympathieträgers inne hat.


Die Musik zeigt sich ungewöhnlich und abwechslungsreich wie immer, doch rissen mich Oldies und Hip-Hop-Stücke teils aus der sonst so dichten Atmosphäre. Dafür war unter anderem der Auftritt rassistischer, berittener Kapuzenträger zu den Klängen des Dies Irae aus Verdis Requiem besonders intensiv. Ein weiterer Punkt, der die Vergabe der Höchstwertung untersagt, ist die bereits angesprochene Brutalität, werden doch gerade gegen Ende viele qualvolle Tode gestorben. Etwas weniger Schmerzensschreie hätten sicherlich nicht geschadet. Dennoch überzeugte mich dieser wilde Genre-Mix nach den angeblichen 165 Minuten, die kurzweiliger sind als die meisten Neunzigminüter, vollkommen. Interessierte sollten unbedingt nach einem Lichtspielhaus Ausschau halten, das den neuen „Django“ in der Originalfassung zeigt, da Quentin Tarantino auch wegen seines Hauptdarstellers immer wieder die deutsche Sprache einbindet, unter anderen in einem ganzen Dialog. Das muss man einfach gesehen und gehört haben – und zwar nicht gestreamt, sondern mit der vollen Wucht des Kinos!

9/10



Bildrechte: Sony Pictures

23. Dezember 2012

Film-Quickie: Das Ende der gehenden Kuckucksnester

Über ein halbes Jahr ist es nun her, als das Filmzeugnis zuletzt Film- und Serienrezensionen anbot. Knapp sieben Monate später finde ich nun endlich Zeit und Muße, drei weitere Kritiken einzustellen. Darunter ein Klassiker mit Jack Nicholson, eine TV-Serie und ein Film mit Bruno Ganz, was ja als Information genügt, um dem Film eine gewisse Qualität zu unterstellen. Doch nun viel Spaß!   

Einer flog über das Kuckucksnest
Jack Nicholson kann alles spielen, keine Frage. Auch die Rolle eines psychisch Kranken liegt ihm. Seine Mimik ist so detailliert, seine Impulsivität so glaubwürdig, sein Auftreten so pointiert. Er sticht aus der Riege der „Verrückten“ heraus, obwohl jeder Patient wahrlich sein Päckchen zu tragen hat. Teilweise erinnert es an „Shining“, wie selbstsicher und bestimmend Nicholson seinen Part interpretiert. Und dennoch entwickelt sich im Film eine andere Figur entscheidend weiter, so dass sie am Ende zum eigentlichen Star wird: Chief Bromden, ein vermeintlich taubstummer „Häuptling“, groß, mächtig, dennoch unscheinbar.
Geniale Schauspieler, spannende Momente und viel Kurzweil führen trotz weniger, locker verschmerzbarer Logiklöcher dazu, dass gut zwei Stunden für dieses Meisterwerk viel zu wenig sind. Das Ende fällt keineswegs ab, doch hätte ich es liebend gerne weiter hinausgezögert. Welches größere Kompliment könnte man einem verdienten Klassiker der Filmgeschichte geben?
10/10

The Walking Dead – Staffel 1 & 2
Holla die Waldfee, das hätte ich nicht erwartet! Bisher konnte ich keinen einzigen Zombiefilm ganz ansehen, zu plump waren die Geschichte, zu wenig fesselte die Action, zu unglaubwürdig waren die Charaktere und vor allem – zu sehr wurde auf musikalische Jump Scares gesetzt, anstatt etwas Substanz beizufügen. Doch die ersten beiden Staffeln der hierzulande auf RTL II ausgestrahlten Fernsehserie ist ganz anders als die filmischen Ausfälle à la „28 Days later“. Kurz zur Geschichte der ersten Staffel: Ein Polizist erwacht im Krankenhaus aus dem Koma und stellt fest, dass er einer von wenigen Menschen ist, die nicht bereits zu Zombies mutiert sind. Neben dem größten Ziel, die ständigen Attacken zu überleben, möchte er vor allem Frau und Sohn finden, von deren Überleben er überzeugt ist. Doch zunächst gilt es, nach Atlanta zu gelangen – der vermeintlich sicheren Großstadt…
„The Walking Dead“ basiert auf einer Comicreihe und schafft es dank glaubwürdiger Charaktere, gelungener Dialoge und nicht übermäßig eingesetzter Action, die Konkurrenz in Sachen Untoten-Produktionen locker hinter sich zu lassen. Hier sind keine großen Schreckmomente nötig, vielmehr sind es Drehbuch, Kamera und Regie, die die beklemmende Stimmung gelungen transportieren. Zwar wirkt nicht jede Szene logisch und stringent, doch verzeiht man dies angesichts der gelungenen Mischung aus Spannung und Ruhepausen. Eine wirklich gelungene Serie, die ich (aufgrund der stellenweise recht derben Brutalität) volljährigen Serienfans wärmstens ans hoffentlich noch menschliche Herz legen möchte.
8/10

Das Ende ist mein Anfang
Die deutsch-italienische Koproduktion zeigt die letzten Tage im Leben des ehemaligen Spiegel-Auslandskorrespondenten Tiziano Terzani (Bruno Ganz). Dieser ruft den in New York weilenden Sohn Folco zu sich in die Abgeschiedenheit der toskanischen Berge, da er sein baldiges Ende heraneilen spürt. In den folgenden Tagen berichtet er dem Zögling von seinem bewegten Leben und Schaffen in Asien, hält durchdachte Monologe über die Menschheit und den Sinn des Lebens. Dabei wirkt der vollbärtige Erzähler aber alles andere als altklug, sondern voller Demut und Weitsicht.
„Das Ende ist mein Anfang“ ist ein vielschichtiges philosophisches Drama, das durch die ruhige Erzählweise und den Verzicht auf Rückblenden allerdings auch mitunter ein klein wenig einschläfernd wirkt. Geradezu überragend ist hingegen Bruno Ganz, der eine der besten Leistungen seiner beeindruckenden Karriere zeigt. Der Darsteller seines Filmsohnes, Elio Germano, hat hingegen mit gleich zwei Dingen zu kämpfen: seinem überschaubaren Talent und seiner italienischen Muttersprache. Denn Folco wird im Gegensatz zum Protagonisten synchronisiert, was leider erheblich an der ansonsten tollen Atmosphäre kratzt. Somit bleibt ein in manchen Bereichen hervorragender Streifen, der sich durch unnötigerweise verschenktes Potenzial selbst um den verdienten Lohn einer höheren Wertung bringt.
7/10

Bildrechte: Warner, Entertainment One / WVG, Universum Film

28. Mai 2012

Film-Quickie: Wer steht schon auf Mononationalismus?

"Wie bitte was?“ fragt sich vielleicht mancher Besucher beim Lesen der Überschrift. Nun, die meisten Filme spielen in dem Land, in dem sie produziert wurden, mit einheimischen Protagonisten und so weiter. Daher stehen heute mal  interkulturelle Filme auf der Speisekarte: Es geht um Amerikaner im Irak, Touristen aus aller Herren Länder in Griechenland und britische Geheimdienstler in Irland. Zugegeben, richtig außergewöhnlich mögen diese Beispiele nicht sein, doch fiel mir auf die Schnelle kein besserer Aufhänger ein. Also angeschnallt und losgelesen!

Buried – Lebendig begraben
„Buried“ zeigt den verzweifelten Überlebenskampf eines Mannes (überraschend glaubwürdig: Ryan Reynolds), der in einem Sarg vergraben wurde. Nur mit Handy, Feuerzeug und Taschenlampe versucht er alles, um wieder Tagesluft atmen zu dürfen…
Respekt, es gibt also aller Unkenrufe zum Trotz noch hier und da Hollywood-Produktionen, die altbekannte Sehgewohnheiten über Bord werfen und Neues  wagen. Zwar wurde nicht auf jedes Klischee rund um das kriegstreibende Völklein westlich des Atlantischen Ozeans verzichtet, doch der Mut, hier und da anders zu sein als aus der Traumfabrik gewohnt, erfreut das Auge und trägt zur Stimmung bei. Schade: Obwohl man in den eineinhalb Stunden nur Ryan Reynolds zu Gesicht bekommt, fiel mir eine Identifikation mit seinem Charakter schwer, weshalb der klaustrophobische Streifen leider nicht eine derart große Spannung aufbaut wie intendiert. Dennoch ist diese gelungene Mischung aus Thriller und Drama absolut sehens- und empfehlenswert.
8/10

My Big Fat Greek Summer
Eine studierte Historikerin versucht sich in Griechenland als Reisebegleiterin über Wasser zu halten. Da sich aber die Klischee-Touristen grundsätzlich nur für Shopping und Strand, nicht aber für Kulturgeschichte interessieren, steht die Protagonistin kurz vor dem Rauswurf. Auch ihre neueste Wochen-(Tor)Tour beginnt alles andere als glücklich, bekommt sie doch eine vermeintlich unangenehme Gruppe, einen auf den ersten Blick unheimlichen Busfahrer und noch dazu ein Reisemobil, das vielleicht im letzten Jahrtausend mal ganz brauchbar war...
Der größte Witz an dieser romantischen Komödie lässt sich nicht lange Zeit, versteckt er sich doch ganz subtil im Namen des vollbärtigen, schweigsamen Busfahrers: Pupsi Kakas. Witz lass nach, welch Einfallsreichtum! Über weite Strecken bleibt das Drehbuch sogar unter diesem Niveau und leistet sich zudem einige Aussetzer in der Charakterisierung und den Dialogen. Dennoch gibt es auch einige positive Aspekte, etwa die wunderschön eingefangenen Sehenswürdigkeiten der alten Griechen, Richard Dreyfuss als weiser, aber zu Beginn doch sehr nerviger Spaßvogel, und einige gelungene Mundwinkelerhöher. Das ist immerhin deutlich mehr, als ich zu hoffen wagte und dürfte bei anspruchslosen Naturen für einen netten Sonntagnachmittag taugen.
4/10

50 Dead Men Walking – Der Spitzel
Ein Kleinkrimineller landet in den Fängen der IRA. Er erkennt zwar den Charme der Vereinigung, weiß aber dennoch ihre Machenschaften richtig einzuordnen. Daher wird er zum Spitzel der Briten, verrät fortan Namen und Pläne. Allerdings ist es nur eine Frage der Zeit, bis er auffliegt…
Die um einige fiktionale Details angereicherte wahre Geschichte des britischen Spitzels Martin (glaubwürdig: Jim Sturgess) kommt recht langsam in Fahrt, weiß aber gerade gegen Ende zu fesseln und erzählt eine beklemmende europäische Kriegsgeschichte. Besonders beeindruckend ist dabei das Spiel Ben Kingsleys, der als britischer Sicherheitsoffizier gelungen den Spagat zwischen Vaterfigur und Mentor verkörpert und so dazu beiträgt, dass der Zuschauer auch über den recht ermüdenden Mittelteil hinaus am Ball bleiben möchte. Regisseurin Kari Skogland liefert mit dem Thriller-Drama ihren wohl besten Film ab, verdient sich die gute Wertung aber nur dank des Schlusses und Ben Kingsley gerade so.
7/10

Bildrechte: Ascot Elite (2x), Splendid

21. April 2012

Film-Quickie: Der Woodsman gegen die Mächte des Durchschnitts

Wer die bisherigen Film-Quickies verfolgt hat, wird bemerkt haben, dass Abwechslung stets groß geschrieben wurde. Auch diesmal trafen sich Martial-Arts-Film, Psycho-Drama und Gauner-Komödie zur besinnlichen Wertungskonferenz:  


Ong Bak 2
Um die Entstehung des Films ranken sich zahlreiche Gerüchte: Regisseur und Hauptdarsteller Tony Jaa soll das Set für zwei Monate verlassen haben, um in einem Kloster Ruhe zu finden. Dies bestritt der Muay-Thai-Experte allerdings umgehend, sodass man als Unbeteiligter letztlich nicht sicher weiß, warum sich die Produktion verzögert hat. Im Endeffekt bietet aber der zweite Teil ähnliche Kost wie der erste: Rasante, toll inszenierte und fabelhaft gefilmte Kämpfe, eine miserable, weil kaum vorhandene und dazu noch unlogische Story und ansonsten auch nicht viel mehr: Die Musik ist ordentlich, die Kamera weiß auch außerhalb der Fights zu gefallen, aber als Film taugt das ständige Gekloppe kaum. Wer auf die Kampfrichtung steht, macht nichts falsch, sollte sich aber fragen, ob er nicht gleich die Fight Night bei EuroSport sehen möchte…
5/10

The Woodsman
Der pädophile Walter saß zwölf Jahre wegen sexueller Belästigung Minderjähriger im Gefängnis. Als er freikommt, schlägt ihm von allen Seiten Hass und Missgunst entgegen. Lediglich sein Schwager und eine Arbeitskollegin sehen den Menschen hinter dem vermeintlichen Monster.
Kevin Bacon spielt die äußerst schwierige und riskante Rolle herausragend. Er stellt die Leiden und Zwänge des aus der Gesellschaft Ausgestoßenen äußerst glaubhaft dar und vermittelt dem Zuschauer sogar Gefühle des Mitleids und der Anteilnahme. Bei diesem heiklen Thema ist das wahrlich keine Selbstverständlichkeit. Regisseurin Nicole Kassell beweist in ihrem intensiven Spielfilmdebüt viel Gespür für das Spiel mit Kameraeinstellungen und Schnitten, setzt die Dialoge gekonnt in Szene und zeigt, dass man in nur 84 Minuten mehr Film packen kann als manch anderes Drama in der doppelten Zeit. Großartig!
9/10

Bruchreif
Morgan Freeman, Christopher Walken und William H. Macy spielen drei alternde Museumswächter, die nicht mit ansehen wollen, wie ihre liebsten Ausstellungsstücke nach Dänemark verliehen werden. Also entschließen sie sich, auf ihre alten Tagen zum Gauner-Trio zu werden und die Exponate kurzerhand zu stehlen. Doof nur, dass sie in solchen Dingen wenig Erfahrung haben und natürlich einiges schief geht…
So seicht wie die Geschichte ist auch der Rest dieser Hollywood-Komödie. Für einen entspannten Sonntagnachmittag ist das genau richtig: Die drei Diebesrentner geben sich alle Mühe, durch ihre bloße Präsenz und stimmige Mimik das schwache Drehbuch wett zu machen. Doch dies gelingt schlicht zu selten, weshalb einem der Eineinhalbstünder eher wie ein Überlängenfilm vorkommt. Wer aber einfach nur entspannen und hin und wieder schmunzeln möchte, kann zur Wertung gerne noch ein bis zwei Pünktchen addieren.
5/10
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Bildrechte: Splendid, Universum Film / Tobis, Ascot Elite

15. April 2012

Film-Quickie: Gute Unterhaltung kennt keine Nationalität

England, Hongkong, Österreich, Ukraine, Thailand, USA – wenn das mal keine internationale Auswahl ist! Doch auch die Genres sind abwechslungsreich und bedienen Fans von Action-Filmen, Thrillern,  Komödien, Doku-Dramen und TV-Krimis. Doch lest selbst:  

Import Export
Die Ukrainerin Olga reist nach Wien, um dort als Putzhilfe Geld für sich und ihre Familie zu erarbeiten. Sie stößt dabei auf viele Hürden, Vorurteile und Anfeindungen. Ähnlich geht es dem österreichischen Tagelöhner Paulie, den es für einen Auftrag nach Osteuropa zieht, wo er zwar dem Stress in seiner Heimat entkommt, sich aber mit seinem Kollegen und Stiefvater herumschlagen muss.
Ulrich Seidls Drama mutet so dokumentarisch an, dass man sich erst während der aufgelisteten Darstellernamen im Abspann sicher ist, einen Spielfilm gesehen zu haben. Die ungeschönte, äußerst raue Darstellung des Herrentums gegenüber Menschen aus ärmeren Regionen der Welt ist so hässlich wie die Realität, die Leiden der Protagonisten lasten ebenfalls schwer auf dem Gemüt. Außerdem fällt es ohne Untertitel mitunter sehr schwer, dem wienerischen Gebrabbel zu folgen. Dennoch: „Import Export“ ist ein herausragender und absolut empfehlenswerter Film, der den Zuschauer auf mannigfaltige Art und Weise für sein Durchhaltevermögen belohnt. Wer tiefe Blicke in die Psyche vermeintlich gescheiteter Existenzen auf dem Scheideweg werfen will, liegt hier jedenfalls vollkommen richtig.
8/10

Ong Bak
Kampfkunstfilme aus Asien haben in der Regel folgende Dinge gemeinsam: Sie sehen spektakulär aus, bieten viel Stil, einige gute und natürlich auch schöne Menschen, noch mehr ganz arg böse und auf so etwas wie eine Geschichte wird von vornherein verzichtet. Doch bei den meisten Vertretern wird der Spaß an den sorgfältig choreographierten  Kloppereien durch die verwendeten Haltekabel und sonstigen unrealistischen Hilfsmittel getrübt. Ganz anders bei Ong Bak: Hier wird auf Hilfen verzichtet, Tony Jaa zeigt viele Stunts ohne Seile, Netz und doppelten Boden. Und das beeindruckt vor allem in der ersten Hälfte des Filmes. Die Story passt zwar auch hier auf einen Bierdeckel, aber anfangs wirkt alles stimmig: Charaktere, Tempo, Kämpfe. Nach und nach nutzt sich das aber ab, die Geschichte fällt in ein Loch, das nur notdürftig mit immer langweiligeren Kämpfen gefüllt wird. Was zu Beginn großartig ist, regt gegen Ende zum Gähnen an. Wirklich schade also, dass „Ong Bak“ kein zwanzigminütiger Kurzfilm wurde.
6/10

Luther – Staffeln 1 und 2
Wer meinem letzten Serien-Tipp gefolgt ist und „The Wire“ gesehen hat, der kennt auch Idris Elba. Dieser speilt auf der anderen Seite des Atlantiks, genauer gesagt in London, den Polizisten John Luther. Dessen Methoden entsprechen nicht unbedingt dem Codex sauberer Polizeiarbeit, bringen aber Erfolg. Doch muss er stets aufpassen, nicht einen Schritt zu weit zu gehen…
„Luther“ ist ein äußerst gelungenes BBC-Projekt. Die insgesamt zehn Folgen der ersten beiden Staffeln (eine dritte wurde bereits in Auftrag gegeben) zeigen stets zwei erzählerische Ebenen: Wie in deutschen 08/15-Krimis wird pro Folge ein Fall behandelt, meist mit psychologischem Hintergrund und Lösungsansatz. Außerdem gibt es aber auch eine mehrere Episoden umspannende Rahmenhandlung, die den Zuschauer an die Mattscheibe fesseln soll. Und das gelingt durchaus, auch wenn hin und wieder der Realismus zu wünschen übrig lässt, die meisten Nebendarsteller blass bleiben und die zweite Staffel weniger überzeugt als die erste. Dennoch ist die One-Man-Show des überaus talentierten und wandlungsreichen Idris Elba aus meiner Sicht die beste europäische Serie der letzten Jahre, bietet sie doch Spannung abseits ausgetretener Genre-Pfade.
8/10

Infernal Affairs 2
Der Nachfolger des gefeierten Hongkong-Thrillers spinnt nicht etwa die Geschichte um die beiden Maulwürfe, die sich bei der Mafia bzw. Polizei eingeschlichen haben, sondern erklärt jene Vorgeschichte, welche im ersten Teil nur angerissen wurde. Es geht also darum, wie die beiden Protagonisten von ihren jeweiligen Auftraggebern beim Feind eingeschleust wurden. Klingt nicht gerade innovativ, ist jedoch aufgrund der recht hohen Sterberate der Charaktere des Vorgängers durchaus nachvollziehbar.
Und auch „Infernal Affairs 2“ bietet viele spannende Momente, eine dichte Atmosphäre und ein Problem, das der werte Herr Zeis in seinem Kommentar zum ersten Teil aufgriff: Wer (wie ich) mit den Schauspielern und dem asiatischen Kino im Allgemeinen nicht vertraut ist, kann vor allem die beiden Undercover-Spione leicht verwechseln – vor allem, weil diese auch hin und wieder mal die Frisur ändern. Diese erschwerte Zuordnung kann man dem Film natürlich nur schwerlich vorwerfen, weshalb ich Thriller-Fans die Sichtung empfehlen kann, besonders Anhänger des Prequels oder aber des US-Remakes „Departed“ können bedenkenlos zugreifen.
7/10  

Swing Vote
Kevin Costner spielt einen versoffenen Chaoten, der von seiner Tochter in eine missliche Lage gebracht wird: Bei der Präsidentschaftswahl steht es exakt unentschieden und seine Stimme wird entscheiden. Für den völlig Politikuninteressierten ein Wendepunkt im Leben.
Trotz der äußerst hanebüchenen Story weiß die Komödie in vielen Punkten zu überzeugen. So driftet sie nie ins Lächerliche ab und streut geschickt Kritik an Politik- und Medienschaffenden ein. An manchen Stellen wäre mehr Mut zwar wünschenswert gewesen, doch ist die gut integrierte Aussage dennoch im positiven Sinne überraschend für eine solche Hollywood-Produktion. Meine Freundin sprach hinterher von einem „netten Film“ - und brachte es damit wertungstechnisch auf den Punkt.
6/10

Nachdem nun knapp drei Monate ohne Kritiken ins Land gezogen sind, wurden auch die Kommentare weniger und weniger. Das könnt ihr nicht so stehen lassen, oder!?
 
Bildrechte: AL!VE/Alamode Film, MC One, Polyband/WVG/BBC, Splendid